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Erinnerungen eines Oldtimers zu VHF-DX


Erinnerungen eines Oldtimers...


Meine Schreiberei sollte eigentlich ein Beitrag für die gleichnamige lockere Artikelserie des CQ-DL werden. Ich habe mich nun entschlossen, den Beitrag hier in einem Blog zu veröffentlichen. Ich bin dann nicht an die Größe gebunden und kann auch ein paar alte Bilder mit einflechten. Außerdem ist die Kommunikation mit der Redaktion des CQ-DL immer schwierig bis nicht vorhanden.

Meine Erinnerungen stammen aus den frühen 1980er Jahren. Der Amateurfunk stand in voller Blüte. Viele Elektronik-Fans wollten sich mit der Funkerei befassen. Die neuen DARC-Ortsverbände  schossen an allen Ecken der Bundesrepublik aus der Erde. In jedem Elektronikladen wurden CB-Funkgeräte vom Stapel herunter sehr günstig angeboten.

Ich gebe alles so wieder, wie es sich in meiner Erinnerung eingegraben hat. Es gibt aus dieser Zeit nur wenige S/W Fotos.

In Bergkamen hatte sich gerade der OV O47 mit Mitgliedern aus Kamen und Hamm gegründet. Im OV gab es einige OM´s die Freude am UKW-DX hatten. Man traf sich abends auf 144,215 MHz und funkte was das Zeug hielt. Wer sich mit DX auf dem 2m Band befassen wollte, lernte schnell spezielle Betriebsarten wie Meteor-Scatter und auch EME kennen. Die Betriebsart CW stand eindeutig im Vordergrund.

Im OV Bergkamen waren DL9DAK, DG9DM (sk), DF1DN und DF7DJ aktiv. Man hatte schon Luxemburg auf 2m, auch in der Betriebsart Meteor-Scatter, aktiviert. Eine kleine Sensation in Mitteleuropa. Mit ICOM 202s, QQE06/40 und einer 16 Element Tonna ließ sich schon einiges bewegen. Aus Luxemburg in Richtung Ost ließ sich immer ein kerniges Pile-Up erzeugen. Große Freude herrschte, wenn Y23KK und Co auf dem Band auftauchten. So was gibts heute selten auf 2m. In Luxemburg erlebten wir unsere ersten Tropo-Bandöffnungen nach Italien und waren völlig fassungslos ob der fremden Rufzeichen. Aber es war aus LX möglich, genügend Leistung an den Alpenkamm zu bringen, so dass QSO bis nach I6 möglich wurden.

Abends wurde auf dem Band CW geübt. Es gab auf 144,215 MHz einen CW-Kurs. Wenn man alle Zeichen gelernt hatte, konnte man sich abends in der Gemeinschaft auf Tempo bringen. Dabei entstanden dann aus C-Lizenzen Rufzeichen wie DJ4DX, DL5DAV und viele mehr.

Wer EME oder Meteor-Scatter machen wollte, brauchte Skeds für solche Versuche. Man wusste, Meteor-Scatter geht bis zu 2000 Km. Danach wird’s schwierig und man benötigt Glück.
4er Gruppe mit Holzboom
Skeds wurden auf 14,245 MHz am Wochenende verabredet. Dort gab es auch die Chance schnell mal einen Meteor-Scatter Sked für sofort zu erwischen. Es gab auf der Frequenz auch ein VHF-Net in der Region 2. Alle aktiven EME-ler aus den USA waren hier zu treffen. Leider waren die Signale nicht immer gut und man war häufig auf QSP von anderen Stationen angewiesen. Wenn dann aber einige QSO gelungen waren, sprach sich das herum. Bei mir war es so, dass hier und da schon mal mitten in der Nacht das Telefon klingelte und ein DXer aus W4 oder W6 fragte nach ob man mal schnell die Station für ein EME QSO anheizen könne..
DF7DJ  in jungen Jahren
Zu dieser Zeit hatte ich einen FT225RD und eine Endstufe mit 4CX1000. Die Endstufe hatte Manfred, DL8DAT gebaut. Man konnte mit 80 Watt Ansteuerung schon mal 1,4 kw Output erzeugen. Ich hatte lange Zeit eine schriftliche Erlaubnis der OPD Dortmund und durfte bis zu 1,5 kw Ausgangsleistung erzeugen. Das ging allerdings nur, weil ich glaubhaft machen konnte, dass auf dem Weg zur Antennenanlage 3dB, also die Hälfte der Ausgangsleistung verloren gingen.  Die Antenne war Eigenbau. Vier Yagis 8m lang waren horizontal wie vertikal drehbar. Der vertikale Rotor wurde aus der Lenkeinrichtung eines FIAT 600 gewonnen und hatte 2 Kreuzgelenke. Den Antrieb übernahm ein Scheibenwischermotor, der eine 12mm Spindel in einer gelagerten Mutter drehte.
Einen Zwischenfall gab es zu der Zeit auch. Ich hatte wohl eine „störende Beeinflussung“ in einer Böhm-Orgel ausgelöst. Die Distanz zum gestörten Objekt betrug ca. 500 m. Es meldete sich der „Funkstörungsmessdienst“ bei mir und machte einen Termin aus. Die oben genannte Sondergenehmigung hat den eintreffenden Trupp nicht interessiert. Aber ein Oberwellenfilter von einem damals renommierten Hersteller wurde eingebaut. Danach wurde der Orgelbesitzer aufgesucht und Probeaussendungen wurden gestartet. Immer mit vollem Output. Leider rauchte nach sehr kurzer Zeit das Oberwellenfilter ab und musste entfernt werden. Die Überprüfung wurde abgebrochen. Was man dem Orgelbesitzer zu seinem Musikinstrument sagte weiß  ich nicht. Allerdings weigert er sich bis heute, mir einen Guten Tag zu wünschen.

Die O47er waren auch aktiv in UKW-Wettbewerben. Ein wenig QRV war man auch auf 70 cm. Leider war dort wenig Aktivität. Es kam der Wunsch auf, mal an einem Wettbewerb, von einem exponierten Standort, aus dem Sauerland teilzunehmen. Es dauerte auch nicht lang, bis man einen solchen Wettbewerb mal gewinnen wollte. Es gründete sich eine Aktivitätsgruppe aus DL9DAK, DK9TF, DG9DM, DF1DN und DF7DJ. Dazu stießen von auswärts DJ4DX, DL5DAV und DL8DAU. Ich hatte damals schon das Clubrufzeichen DF0VK zur Verfügung.
Matthias, DL8DAU stand nicht nur in Verdacht, dass er durch gezieltes CQ-Rufen in der Lage sei einen Inversionsschlauch auszulösen, er hatte, als Sauerländer, auch die richtigen Verbindungen ins Sauerland.
So kannte er einen Förster, der uns die Erlaubnis gab, vom Rotloh in der Nähe von Sundern zu funken. Immerhin knapp 650m hoch war es eine der höchsten Erhebungen, mit Ausnahme der Berge rund um Winterberg. Zum ersten Mal auf der Kuppe, war die Ansicht alles andere als DX-verdächtig. Aber die ersten Versuche ließen hoffen.
Contestantenne DF0VK
Die Station bestand aus einem FT-225RD und einer Endstufe, die mit einer 4CX1000 Röhre ausgerüstet war. Allerdings begrenzte das Stromaggregat den erreichbaren Output auf 500 Watt. Als Antenne dienten 2 mal 9 ele Tonna auf 10m Mast. Es gab Richtungen die völlig frei waren, bei anderen musste die HF durch Baumwipfel strahlen.  Wir hatten dann einige Male diesen Standort benutzt. Es gelang Matthias immer wieder den Förster von unseren wichtigen Vorhaben zu überzeugen. Allerdings hatte Matthias auch immer ein Überzeugungsmittel in der Tasche dabei.
Man muss sich nun mal klar machen, wie man ein Log mit 1000 Einträgen händelt, wenn kein Computer zur Verfügung steht. Wie gelingt es Doppelverbindungen zu vermeiden. Das geht nur mit 2 OP´s an der Station. Einen Großteil des Tisches nahm eine Tapete ein, auf deren Rückseite so was ähnliches wie ein Excel-Sheet aufgezeichnet war. Es gab Spalten in denen oben die Präfixe geführt wurden. Senkrecht gab es Nummern von 0 bis 9 und in den entstehenden Kästen wurden die Suffixe der Rufzeichen eingetragen. So fuhr dann Einer die QSO´s und der Zweite führte das Doppel-Sheet.
DK9TF und DF7DJ
Ja und dann kam die Stunde der Wahrheit. Es war ein Märzcontest. Die Waldwege noch zugeschneit. Der Schnee schon mal angetaut und wieder zu einer Eisfläche gefroren. Auf dem Weg ins Sauerland wurden noch schnell ein paar Schneeketten eingekauft und dann ging es durch die verschneiten Wälder mit Schneeketten und einem Wohnwagen am Haken. Das hat funktioniert und schon bald wurde die Station in Betrieb genommen. Es konnten bis zum Sonntag morgen ca. 700 QSO abgewickelt werden. Dann kam irgendjemand aus der Crew auf den Gedanken, nach Novice-Lizenzen aus den Niederlanden zu rufen. Die waren zu der Zeit auf einigen Kanälen zwischen Relais Ein- und Ausgabe zu finden und durften nur geringe Leistung in FM machen. Aber es entwickelte sich schnell ein gewaltiges PileUp. Die Newcomer wollten gern mal eine deutsche Station arbeiten. Waren scharf auf QSL´s. Es konnten wahnsinnig viele QSO gefahren werden. Wir schlossen den Contest mit 1143 QSO ab. Wir hatten zu der Zeit niemals gehört, dass jemand die 1000 QSO Marke überschritten hatte. 
Es reichte dann für einen 1. Platz und es gab eine Mordsfete..

In der heutigen Zeit gibt es keine Chance aus den Mittelgebirgen einen 2m Contest zu gewinnen.
Um DF0VK ist es allerdings nie richtig ruhig geworden. Die Clubstation ist immer noch aktiv in Contesten und bei anderen Gemeinschaftsaktivitäten des Ortsverbandes Bergkamen.
Man kann aus diesem Bericht vielleicht heraus lesen, dass die QSO´s früher, ohne das Hilfsmittel Computer, die schöneren QSO waren. Ich werde dieses Gefühl nicht los. Es gäbe noch sehr viele schöne Storys zu berichten. Wir waren alle jünger und aktiver.  Vielleicht fällt mir noch mal eine schöne Geschichte ein.

QSL von DF0VK



QSL von DF7DJ

Hörerkarte auf 2m aus UB5..





Kommentare

  1. Hallo Herbert, ich habe mit großer Begeisterung diese Bericht gelesen. Daraus geht auch eindeutig hervor, dass Du als Vollblut-Funkamateur mit Feuer und Flamme aktiv warst, aber so kannte ich Dich damals. Ich habe in den aktiven Jahren nur an wenigen Kontesten teilgenommen, keine DX-tauglichen Antennen und 10 Watt HF auf 2 m. So nun werde ich die weiteren Einträge lesen. 73 Werner DF5DD

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